Glaubt man den gedruckten Broschüren zu Unternehmensleitlinien, die mittlere und große Unternehmen veröffentlichen, so ist Vertrauen ein fester Kulturbestandteil in deutschen Unternehmen. Werden diese Leitlinien nicht gelebt, sind sie jedoch nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. Zwar wird niemand etwas gegen die Leitlinien sagen, aber die Broschüren nehmen den Weg, den solche Broschüren eben nehmen: hinein in irgendeine Schreibtischschublade. Natürlich hängen Sie auch eine Weile am Infobrett vor der Kantine, bis sie irgendwann von Betriebssportplänen und Ratgebern zur gesunden Ernährung überdeckt werden.
Die Leitlinie „Wir arbeiten vertrauensvoll zusammen, kommunizieren offen mit gegenseitigem Respekt und Wertschätzung.“ lässt sich leicht formulieren. Wenn Sie gelebt werden soll, erfordert sie aber Investitionen. Vertrauen gibt es eben nicht geschenkt. Dabei gilt leider der Zusammenhang: je größer das Unternehmen, desto größer müssen die Investitionen sein. Bei einem Team von 5 oder 10 Mitgliedern reicht es, sich gegenseitig gut zu kennen und von Zeit zu Zeit sich auf die gemeinsamen Ziele einzuschwören. In größeren Teams oder ganzen Organisationen reicht es nicht aus, ein Ziel zu formulieren, da sich die Mitglieder einer Organisation dieses nicht zu eigen machen. (Siehe auch: Identifikationsbasiertes Vertrauen). Je größer das Unternehmen wird, desto eher muss in Kommunikationsstrukturen Zeit und Geld investiert werden, damit Vertrauen wachsen kann.
Misstrauen erzeugt Transaktionskosten, Vertrauen senkt Transaktionskosten. In seinem Buch „Geschwindigkeit durch Vertrauen“ beschreibt Stephen Covey eine imaginäre Steuer als Resultat mangelnden Vertrauens. Jede Transaktion im Unternehmen dauert langer als sie müsste. Ist Vertrauen zwischen den Parteien vorhanden, steigt die Geschwindigkeit und sinken die Kosten.
Auch wenn es heißt: „Das Vertrauen in unserem Unternehmen ist ausgezeichnet.“, gilt zu hinterfragen, ob alle Mitarbeiter dies so sehen. Es existieren unzählige Beziehungen im Unternehmen, die von Misstrauen, Neutralität oder eben Vertrauen geprägt sein können. Es gibt das Vertrauen in einem Team, das Vertrauen der Teammitglieder in den Teamleiter, das Vertrauen zwischen Teams und Abteilungen, das Vertrauen in den direkten Vorgesetzten und, von besonderer Wichtigkeit, das Vertrauen in die Unternehmensleitung, um einige der Vertrauensbeziehungen exemplarisch zu nennen. So können die Mitglieder eines Teams sich gegenseitig vertrauen, da sie jedoch alle den CEO für inkompetent und launisch halten, der Unternehmensleitung misstrauen. Das Vertrauen im Unternehmen ist demnach allenfalls ein Durchschnittswert über alle Vertrauensbeziehungen. Wie bei allen Durchschnittsbetrachtungen ist Vorsicht geboten: Im Durchschnitt ist der Mississippi 90 cm tief, das heißt jedoch nicht, dass Sie einfach zum anderen Ufer gehen können. Es gilt die einzelnen Beziehungen zu isolieren und das Vertrauensverhältnis isoliert zu betrachten. So können unnötige Transaktionskosten aufgrund mangelnden Vertrauens aufgedeckt und eliminiert werden.
Manchmal fällt jemand im Unternehmen eine Entscheidung, die kurzfristig einen Umsatz und Gewinn für das Unternehmen bringt, aber intern für einen Vertrauensverlust sorgt. Mitarbeiter die beteiligt sein sollten, werden übergangen, Vertriebsmitarbeiter werden durch eine besondere Vertragsgestaltung um eine Provision gebracht. Vertrauen wird immer dann zerstört, wenn die Interessen von Beteiligten nicht angemessen vertreten werden. Da das Unternehmen mit der Handlung aber einen Umsatz voranbringt, wird schnell die Parole ausgegeben: „Der soll sich nicht so anstellen, das ist im Interesse des Unternehmens.“ Das ist eine kurzsichtige Betrachtung. Wenn so etwas gelegentlich passiert, kann es ohne Auswirkung auf das Vertrauensklima im Unternehmen bleiben. Wenn jedoch für kurzfristige Gewinne kontinuierlich die berechtigten Interessen von Team-Mitgliedern missachtet werden, wird das Vertrauen zerstört. Die Motivation sinkt, die Zusammenarbeit im Team leidet.
Wie breitet sich Vertrauen im Unternehmen aus?
Vertrauen breitet sich sowohl von oben nach unten als auch von unten nach oben im Unternehmen aus. Wenn von oben schlechte Kommunikation erfährt, kann nach unten nichts Gescheites weitergeben. Ein wirkliches Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht jedoch am leichtesten in den kleinsten Einheiten ganz unten.
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